Sächsische Suchtprävention steht vor dem Aus: Weitreichende Folgen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind zu befürchten

Artikel von slfg am 11. April 2025


Stellungnahme der Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen zur geplanten Streichung der Suchtprävention im sächsischen Doppelhaushalt 2025/26

Durch den aktuellen Haushaltsentwurf der Staatsregierung für 2025/26 steht die Suchtprävention in Sachsen für das kommende Jahr vor dem Aus. Die Pläne der Koalition aus CDU und SPD sehen die vollständige Streichung der Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen mit der mobilen Ausstellung zur Suchtprävention GLÜCK SUCHT DICH für 2026 vor – obwohl der große Nutzen von Präventionsangeboten wissenschaftlich belegt ist (z. B. durch eine Studie des Bundesministeriums für Gesundheit). Damit geht ein zentraler Baustein der Gesundheitsförderung und Prävention im Freistaat Sachsen ersatzlos verloren.

Die geplante Streichung der sächsischen Suchtprävention ist gleichbedeutend mit dem Wegfall der essenziellen Unterstützung für schätzungsweise 132.500 betroffene Kinder und Jugendliche im Freistaat, die durch die Belastungen in ihren Familien ein deutlich höheres Risiko aufweisen, eine Sucht- oder eine andere psychische Erkrankung zu entwickeln. Weiterhin würden die über viele Jahre aufgebauten regionalen und überregionalen Strukturen in Sachsen ersatzlos zerstört und Suchtprävention damit zum Spielball kommerzieller Akteure. Diese Entwicklung stünde im Widerspruch zum sächsischen Koalitionsvertrag, der die Stärkung der Suchthilfe sowie den Ausbau der Prävention mit Orientierung an Familien vorsieht.

Bis zur geplanten Abstimmung über den Landeshaushalt im Juni im Sächsischen Landtag besteht die Möglichkeit, das drohende Szenario eines baldigen Endes der suchtmittelspezifischen und universellen Suchtprävention in Sachsen abzuwenden. Diese sollte dringend genutzt werden – auch in Anbetracht der zukünftig zu erwartenden, vielfach höheren Kosten für das Gesundheits- und Sozialversicherungssystem, bedingt durch steigende Inzidenzen der Suchterkrankungen und einer fehlenden Präventionsarbeit für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung.

Die aktuellen Pläne der Staatsregierung bedeuten das Ende der etablierten Strukturen und Kooperationen und sollten im Sinne der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Freistaat angepasst werden.

Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e. V. (SLfG) und
Sächsische Landesstelle gegen die Suchtgefahren e. V. (SLS) im April 2025

Leiten Sie bitte unsere Stellungnahme zu den Streichungen im Bereich Suchtprävention an alle weiter, die politischen Einfluss in Sachsen haben. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!


Hintergrundinformationen zur Suchtprävention in Sachsen

Die Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen – aufgeteilt in die Bereiche der suchtmittelspezifischen und universellen Suchtprävention sowie Lebenskompetenzförderung – ist der einzige nicht-kommerzielle Anbieter für Suchtprävention in Kitas, Schulen, Jugendhilfeeinrichtungen, Betrieben und Kommunen, der überregional im Freistaat agiert. Die Trägerschaft der Fach- und Koordinierungsstelle besteht in einer Kooperation der Sächsischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren e. V. (SLS) und der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e. V. (SLfG).

Die Fach- und Koordinierungsstelle leistet Fachberatung, ermöglicht landesweite Schulungen zur Wissensvermittlung und Umsetzung wirksamer Präventionsstrategien sowie die Implementierung von Angeboten zur Lebenskompetenzförderung in den Landkreisen und kreisfreien Städten und steht mit ihrer fachlichen Expertise den kommunalen und überregionalen  Kooperationspartnern der Suchtprävention als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Dabei trägt sie von der Geburt, über Kindheit und Schulzeit, Jugend, Ausbildung und junges Erwachsenenalter bis ins Berufsleben zur Gesunderhaltung der sächsischen Bevölkerung bei. Einen Überblick über Ziele, Projekte (u. a. GLÜCK SUCHT DICH – eine mobile Ausstellung zur Suchtprävention), ausleihbare Materialien sowie weitere Informationen bietet die Website der Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen.

Weitere Auswirkungen der geplanten Streichungen wären u. a.:

  • Abbau von engagiertem, qualifiziertem Personal
  • Beendigung der funktionierenden Kooperationen und Netzwerke in den Landkreisen und kreisfreien Städten sowie der Unterstützung der dort beschäftigten Fachkräfte
  • Wegfall der Koordinierung bundesweiter Programme und Projekte in Sachsen sowie Mitwirkung und Leitung verschiedener Gremien
  • Einstellung von Fortbildungen und der Ausbildung von Trainern und Moderatoren für wichtige Präventionsprogramme (Voraussetzung für die Umsetzung dieser) sowie pädagogischer Fachtage
  • Fehlen einer Nutzungsperspektive der kürzlichen Investitionen in die technische Ausstattung des stets ausgebuchten Projektes GLÜCK SUCHT DICH – eine mobile Ausstellung zur Suchtprävention

Gerade nach den Belastungen der Pandemiezeit ist es essenziell, Gesundheitsförderung – insbesondere von Kindern und Jugendlichen – fest zu verankern und eine wohnortnahe medizinische Versorgung – besonders im ländlichen Raum – zu gewährleisten. Dazu gehört nicht nur die Absicherung der pädiatrischen Versorgung und der psychischen Gesundheitsdienste, sondern auch eine konsequente Stärkung der Prävention. Sachsen braucht langfristig finanzierte Programme zur Lebenskompetenzförderung und zur Suchtprävention, die frühzeitig aufklären und schützen – sei es im Umgang mit Alkohol, Nikotin oder digitalen Medien.

Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen insbesondere im Medienbereich als auch bestehende Krisen verlangen nach einer Verstärkung von Präventionsangeboten im Umgang mit problematischem Substanzgebrauch bzw. suchtbezogenen Verhaltensweisen. Ein Abbau dieser wichtigen Hilfen hätte erhebliche, negative Auswirkungen auf unsere dringend benötigten Arbeitskräfte von morgen. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb dieser ohnehin belasteten Altersgruppe die dringend notwendige Unterstützung in der Entwicklung von Lebenskompetenzen, Risikoabwägung und Suchtvorbeugung zukünftig verweigert werden soll.

Die zahlreichen positiven Rückmeldungen der Kinder und Jugendlichen sowie der verschiedenen Fachkräfte lassen zudem keinen Zweifel daran, welch wichtige Rolle die Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen momentan einnimmt und welche fatalen Auswirkungen deren Streichung für den Freistaat hätte. Der sächsische Doppelhaushalt 2025/26 muss daher klare Impulse setzen und die bestehenden suchtpräventiven Strukturen erhalten, um gesundheitliche Chancengleichheit von klein auf zu ermöglichen. Nur mit einer starken Priorisierung der Kinder- und Jugendgesundheit sichern wir die Zukunft unseres Landes.

Mit der Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen steht auch die Zukunft des GLÜCK SUCHT DICH-Busses auf dem Spiel © SLfG

 

Hier finden Sie das Statement als PDF (487 KB).


Kontakt Fach- und Koordinierungsstelle Suchtprävention Sachsen

Bereich Suchtmittelspezifische Suchtprävention:
Sächsische Landesstelle gegen die Suchtgefahren e. V. (SLS)
Glacisstraße 26
01099 Dresden
E-Mail: info@suchtpraevention-sachsen.de

Bereich Universelle Suchtprävention und Lebenskompetenzförderung:
Sächsische Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e. V. (SLfG)
Könneritzstraße 5
01067 Dresden
E-Mail: lebenskompetenz@suchtpraevention-sachsen.de