„Wir brauchen freche Dauerkämpfer!“ – Nachlese zur 6. Fachtagung Kita- und Schulverpflegung
Die 6. Fachtagung Kita- und Schulverpflegung im Rahmen der ISS GUT! Fachmesse für Gastgewerbe und Ernährungshandwerk in Leipzig mit rund 150 Teilnehmenden widmete sich am 7. November 2023 ganz der Frage, wie Kinder und Jugendliche lernen können, verantwortungsbewusste Ernährungsentscheidungen zu treffen – in Bezug auf ihre Gesundheit, die Umwelt und soziale Chancengleichheit.
Gemeinsam mit der Leipziger Messe lud die Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Sachsen alle Akteure und Entscheider ein, um Lösungsansätze zu den vielen Fragen im Plenum, in Foren und im Rahmen einer begleitenden Ausstellung zu finden: Wie können Kinder und Jugendliche lernen, verantwortungsbewusste Ernährungsentscheidungen zu treffen? Wie sollte die Ernährungsumgebung gestaltet sein, damit dies gelingt?
Auch in den Pausen wurden diese Fragen bei köstlicher Kürbissuppe und Schnittchen diskutiert.
Nicht alle Fragen ließen sich vor Ort klären, doch die Beiträge der Referentinnen und Referenten und der Gesprächsteilnehmenden legen den Schluss nahe, dass sich eine faire Kita- und Schulverpflegung auch in Zeiten steigender Energie- und Lebensmittelkosten realisieren lässt. Voraussetzung: Es werden neue Organisationsformen gefunden und alle Beteiligten wollen es auch umsetzen.
Begrüßungsdialog
Die Gäste wurden im Congress Center Leipzig durch Ulrike Lange, Projektdirektorin der Leipziger Messe GmbH in Vertretung für Markus Geisenberger, Geschäftsführer der Leipziger Messe GmbH, und Stephan Koesling, Geschäftsführer der Sächsischen Landesvereinigung für Gesundheitsförderung e. V., begrüßt und durch das Programm von Christian Stadali (WortwerkWeimar) geführt.
Ulrike Lange brachte ihre Freude nach drei herausfordernden Jahren zur sehr guten Resonanz der ISS Gut! zum Ausdruck. Das dominierende Thema in diesem Jahr auf der Messe sei: Bio, regional, Nachhaltigkeit: eine gesunde Lebensweise, direkt gefolgt von optimierter wirtschaftlicher Technik und Geräten, die essenziell für Unternehmen sind und auch nachgefragt werden, damit Alltagsabläufe bewältigt werden können.
Stephan Koesling betonte, wie wichtig es sei, bei der Frage nach einer fairen Kita- und Schulverpflegung nicht nur den Einzelnen in den Blick zu nehmen, sondern auf die Gesamtumgebung zu schauen und die soziale Lage der Kinder und Jugendlichen in den Blick zu nehmen, d. h. Welchen Zugang haben Kinder und Jugendliche zu Kita- und Schulverpflegung?
Gleichzeitig nutzte die Leipziger Messe die Anwesenheit von Manuela Sorg, um sich von ihr als langjährige Projektleiterin der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Sachsen zu verabschieden und sich für die erfolgreiche Zusammenarbeit zu bedanken.
Fachvortrag
Einen fachlichen Einstieg zur Bedeutung fairer Ernährungsumgebungen für die Kita- und Schulverpflegung gab Prof. Ulrike Arens-Azevêdo, Fakultät Life Sciences an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.
Die Expertin skizzierte zu Beginn die Ausgangslage in Deutschland und Sachsen. Demnach werden in Deutschland 4,3 Mio. Kinder und in Sachsen 322.754 Kinder in Kindertagesstätten betreut – nicht alle essen in der Kita, aber insgesamt ein hoher Anteil von mehr als 70 % der Vier- bis Sechsjährigen. Bundesweit lernen 8,4 Mio. Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen, davon 3,55 Mio. Kinder und Jugendliche an Ganztagsschulen, bei denen nur ein Mittagessen angeboten werden muss. Während an Grundschulen noch 50 % der Schülerinnen und Schüler am Mittagessen teilnehmen, sind es in der weiterführenden Schule ab 5. Klasse nur noch 30 %. Das vorherrschende Verpflegungssystem ist die Anlieferung von Warmverpflegung (Cook & Hold) in Deutschland.
Arens-Azevêdo stellte Beispiele aus Hamburg und Berlin vor, die ein teilsubventioniertes und unentgeltliches Mittagessen anbieten und bezog wiederholt klar Stellung zur Bedeutung einer kostenfreien Kita- und Schulverpflegung: „Sie bedeutet soziale Chancengleichheit, verhindert Ausgrenzung und Benachteiligung, verbessert die Ernährungs- und Gesundheitssituation und fördert soziale Integration.“
Podiumsrunde
In der anschließenden Podiumsrunde traf die Wissenschaft auf die Praxis aus Kitas, Schulen und Speisenanbieter. Unter dem Titel: „Ist Kita- und Schulverpflegung noch fair?“ nahmen Ulrike Arens-Azevêdo; Ivonne Kluge, Stadt Leipzig, Amt für Jugend und Familie, Abteilung Kindertageseinrichtungen; Jirka Meyer, Amtsleiter, Schulamt Chemnitz, Stadtverwaltung Chemnitz und Thorsten Weiße-Köhler, Speisenanbieter und Vertreter des Verbandes deutscher Schul- und Kitacaterer e. V. (VdSKC), Verband Sachsen an der Podiumsrunde teil.